Ehrenamt und Charity werden in Deutschland zwar hoch geschätzt, aber der von Herzblut getragene Einsatz wird oft von Blut, Schweiss und Tränen begleitet. Für viele selbstlos engagierte Mitstreiter an der Krebsfront ist das Bitten um Unterstützung durch Sponsoren und Spenden oft ein demütigender Vorgang.

Der „Wattikan“, so nennen sich die Initiatoren im Kleinbonum „Brunsbüttel“ in der Elbmündung, haben deshalb seit dem Startschuss für ihren „Schmutzigen Sport für eine saubere Sache“ den genau umgekehrten Weg beschritten. Sie zäumten ihr Seepferd von hinten auf.

Zunächst riefen sie eine medienwirksame Spaßveranstaltung namens „Wattolümpiade“ ins Leben, der bald darauf stattliche Charity-Konzerte mit der treffenden Bezeichnung „Wattstock“ folgen sollten. Diese Events sind jeweils vor dem Start bereits durch Sponsoren abgesichert, die vom Wattikan liebevoll „Ermöglicher“ genannt werden.

Die Eintrittserlöse und Spenden wurden erst nach der Gewinnausschüttung der jeweiligen Veranstaltung stolz und schuldenfrei an die eigentlichen Ziel-Organisationen weitergereicht. So konnten in den zurückliegenden Jahren primär die Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft und die Palliativ-Stationen der Westküstenkliniken, aber auch Hospiz-Einrichtungen und das eigene Krebsberatungszentrum Westküsten von weit über 570 000.- Euro profitieren.

„Unsere unkonventionellen Festivals sind unsere kleinen, aber effektiven Watt-Staatsdruckereien, mit denen wir die Chancen für ein Überleben mit Krebs verbessern möchten“, sagt der selbst krebsbetroffene Initiator Jens Rusch.

Das Watt hat im Jubiläumsjahr einen weiteren schmutzigen Verwandten bekommen. Im Schlamm des Wacken Open Air-Festivals 2023, das dem Watt einige Tage sehr ähnlich sah, wurde jüngst das Netzwerk Patientenkompetenz gegründet.

Jens Rusch, Michael Behrendt
September 2023