Die Geschichte der Wattolümpiade – Teil 2

Wie alles begann…

Die Zwischenwattolümpiaden.

Ungefähr 5 Jahre später, also 1977, gab es einen zaghaften Versuch, die nun aufgegebene Wattolümpiade von Hein Hoop zu transponieren. Anlass war eine Vermutlich stark angeheiterte Sitzung auf genau jener Deichbank, die auch heute noch am Soesmenhusener Haupteingang steht. Noch eine weitere Reliquie, unser Deich ist voll davon. Auf der Landseite wohnte damals mein Freund Mobba im Haus meiner Tante. Elbseitig faszinierten uns die sauber abgesteckten Deichgewinnungs-Areale, die uns wie Spielfelder erschienen. Unser Gespräch drehte sich um die jeweiligen Sportarten, denen wir erstmals die auch heute noch gebräuchlichen Bezeichnungen „Wattfußball“, Watthandball“ und „Wattwolliball“ zubilligten. Watthochsprung war noch dabei und besonders amüsant sollte sich das Wattsackhüpfen erweisen. Hierbei war wenigstens garantiert, dass jeder zweite Hüpfer zu einer Symbiose mit der Umgebung führen würde. Die Verschlammung der Wattleten war unser klammheimliches Ziel.

Der erste Pokal war eine Bettpfanne, die ich mit einem Edding aufwertete. Als olümpisches Feuer diente damals eine Taschenlampe. Kern dieser eigennützigen Bespaßung waren jedoch die Bierkisten, deren doppelten Wert als Sitzgelegenheit wir erstmals schätzen lernten. Jörn Lindhorst stieß zu uns. Sein Forschungsschiff MS „Gönn mi dat“ wurde zum neuen Zentrum des Wattpsychologischen Institutes. Leider fehlt mir das legendäre Foto des trockengefallenen Forschungsschiffes im Soesmenhusener Watt. Bitte nicht vergessen: Wir reden von einer Zeit ohne Internet und Computer. Viele der heutigen Wattleten waren damals noch nicht einmal gezeugt.

1979 gingen Suse und ich dann für 17 Jahre nach Spanien um die Voraussetzungen für unser Restleben zu schaffen. In dieser Zeit gab es weitere Bemühungen ohne unser Einwirken, die wir lediglich aus der Ferne begleiten konnten. Ein imposanter Marsch durch die ganze Stadt, von der Kanalfähre zum Deich gehörte dazu und eine skurille Regatta mit allerlei schwimmfähigen Sachen auf der Braake.
Währenddessen gründeten wir in Altea mit unseren Freunden Manolo Beltran und Juan Ramon Durá das „Instituto Wattpsicológico de España y los Baleares“. Kernveranstaltung war eine schnell wachsende „Regata de banjeras náuticas”, die von Jahr zu Jahr mehr wassersportbegeisterte Freigeister ins Mittelmeer trieb.

Die wohl großartigste Voraussetzung hierfür war, daß fast jeder Zweite unserer neuen Wattpsychologen über einen Außenborder verfügte. Außerdem hat das Anfertigen riesiger Pappmaché-Figuren durch die dortigen “Fallas”, die man mit den kunstvollen Gestalten unserer Karnevalsumzüge vergleichen könnte, eine starke Tradition.
Am eindrucksvollsten ist mir eine motorisierte Badewanne in Erinnerung geblieben, die von einem drahtgitterbewehrten Schwimmkäfig voller bunter Tauben gekrönt wurde. Man hatte also die Urkunden des besagten Institutes mit seinen Wurzel in Deutschland ganz gewiss verdient.

Es gab T-Shirts mit unserem norddeutschen Logos unter spanischer Sonne, Urkunden und Aufkleber mit unserem Siegel des wattpsychologischen Institutes. Ein erfolgreicher Kulturexport aus unserer Sicht. Eine tolle Städtepartnerschaft, der nur etwas ganz Wesentliches fehlte: Im Mittelmeer gibt es kein Watt. Überhaupt kein Watt. Nirgendwo.
Das war dann die Geburtsstunde unseres ersten Exportartikels: Ein Kilo Watt in Dosen.
Es wurde sogar eine kleine Fotosequenz in den Costa Blanca-Nachrichten veröffentlicht, in der wir Datteln in diesen Kilo Watt-Dosen anpflanzen. Vielleicht die Geburtsstunde meiner späteren Hobbygärtner-Karriere?

Dieses spanische Intermezzo der Wattpsychologie und deren Einfluss auf die europäische Wassersportkultur sollte einige Jahre andauern. Dann machten behördliche Anordnungen und Sicherheitsauflagen dem mediterranen Spaß ein Ende.

(vor Lektorat)